CoalDance – Die Show

Hopp, hopp, hopp – Kohle stopp! – So skandieren Jugendliche seit Monaten auf den wöchentlich stattfindenden Fridays-for-Future-Aktionen. Kohle scheint bei der jüngeren Generation völlig out. Nicht so in Dreiskau-Muckern. Hier tanz-akrobatieren Kinder und Jugendliche seit einem Jahr in einem umweltpädagogischen Tanz- und Luftakrobatik-Projekt namens CoalDance rund um das Thema Kohle.

Diesmal verknüpften wir in unserer Natur- und Umweltzirkus-Initiative Inhalte rund um das Thema Kohle mit Tanz- und Luftakrobatik. Aus der Vielzahl der möglichen Inhalte standen diesmal die chemische Kohlestruktur, die tierische Wiederbesiedelung der Bergbaufolgelandschaft und der Widerstand im Vordergrund. Mit großem Interesse verfolgten die TeilnehmerInnen die Protestaktionen im Rheinischen Braunkohlerevier am Hambacher Forst und die Entwicklung der jugendlichen Widerstandsbewegung Fridays-for-Future um Greta Thunberg. Angeleitet durch die Tanzpädagoginnen Miriam Arbach und Nele Kohlmann entwickelten die Gruppe unter anderem einen eigenen Widerstandstanz. Eines der Highlights des Projektes war ein Ausflug in den Bergbau-Technik-Park im Leipziger Neuseenland. Hier erfolgte eine der letzten Proben für die Abschlussaufführung in der beeindruckenden Kulisse der ausgedienten Bergbau-Technik. Über einhundert Zuschauer sahen am 16. Juni die Abschluss-Show in der Mehrzweckhalle in Dreiskau-Muckern.

Ausflug CoalDance in den Bergbau- Technik-Park

Das Projekt wurde gefördert von ‚ChanceTanz‘ , einem Projekt des Bundesverband Tanz in Schulen e.V. im Rahmen des Programms ‚Kultur macht stark. Bündnisse für Bildung‘ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Tanzexpertin und Projektleiterin von ChanceTanz Martina Kessel war extra aus Berlin angereist. Aufgrund der thematischen Aktualität und der gelungenen Abschluss-Show ermutigte sie die TeilnehmerInnen zu einer weiteren öffentlichen Aufführung, diese ist nun in passender Kulisse am … im Bergbau-Technik-Park geplant.

Interview mit Martina Kessel (Projektleiterin ChanceTanz)

ChanceTanz fördert Tanzprojekte in ganz Deutschland. Worauf liegt der Fokus bei der Auswahl der geförderten Projekte?

M. Kessel: Zunächst interessiert uns natürlich immer die grundsätzliche Projektidee. Womit möchte man sich gemeinsam mit den Teilnehmer*innen beschäftigen und wie will man dieses Thema künstlerisch umsetzen? Diese beiden Fragen sind für uns zentral. Wichtig ist uns in diesem Zusammenhang auch, dass die Projekte von Tanzkünstler*innen mit entsprechender Expertise angeleitet werden und das Bündnis aus Kooperationspartner*innen besteht, die im Kontext der thematischen Setzung Sinn machen. Alle unsere Anträge werden von einer Jury begutachtet, die entweder aus der Tanzkunst, der Sozialen Arbeit und/oder aus dem Bereich der Kulturellen Bildung kommen. Wir diskutieren jeden einzelnen Antrag sehr genau und befragen natürlich auch, ob die Ideen und Herangehensweisen für die Kinder und Jugendlichen geeignet und spannend sind.

Besuchen Sie alle Abschlussveranstaltungen der einzelnen Projekte?

M. Kessel: Nein, das geht leider nicht. Wir fördern bundesweit jährlich über 100 Projekte und wären nur noch kreuz und quer durch Deutschland unterwegs, wenn wir alle Projekte besuchen würden. Insofern müssen wir aussuchen, was wir uns anschauen.

Was hat Sie dazu bewogen, die Abschlussveranstaltung von CoalDance auszuwählen?

M. Kessel: Wir schauen uns natürlich gerne die Projekte von Bündnissen an, die bei uns erstmalig beantragt haben, um uns einen Eindruck von deren Arbeit zu machen. Aber ich muss sagen, dass ich das Projekt Coal Dance von Anfang an auf meine innere Merkliste gesetzt hatte. Natur- und Umweltthemen in dieser von Strukturwandel geprägten Region mit tänzerischen Mitteln zu behandeln, ist eine herausfordernde Idee. Die Themen, die hier behandelt werden, sind relevant und gehen uns alle an. Insofern war ich sehr neugierig, zu sehen, wie die konkrete Arbeit bzw. die Präsentation aussieht und wie man mit den Themen letztlich umgegangen ist. Ich möchte aber auch sagen, dass uns sehr bewusst ist, dass wir mit den Präsentationsbesuchen natürlich nur einen kleinen Ausschnitt der Projekte mitbekommen. Bei einem Jahresprojekt, wie es Coal Dance war, passiert natürlich noch viel mehr als das, was man dann am Ende präsentiert.

Wie war Ihr Gesamteindruck vom Projekt CoalDance und was hat Ihnen besonders gefallen?

M. Kessel: Toll fand ich, dass man durch die Kombination von Aufführung und anschließender Ausstellung einen guten Eindruck vom Gesamtprojekt gewinnen konnte. Die Fotowände zeigten Themenbereiche, mit denen man sich im Laufe des Jahres beschäftigt hat. Als Besucher*in bekam man auf diesem Wege noch einmal spannende Informationen zu einigen Themen und auch die Möglichkeit, das Gesehene zu reflektieren und zu kontextualisieren. So habe ich letztlich im Nachhinein noch einmal mehr von der Inszenierung wahrgenommen und z.B. in Teilen der Choreografie die chemischen Strukturen von Kohle oder aber auch das Themenfeld „Widerstand“ – wie es auf einer Fotowand im Kontext des Hambacher Forst dargestellt wurde – wiedererkennen können. Aber auch die Aufführung selbst hat mir sehr gefallen. Die Kombination von Tanz und Luftakrobatik ist beeindruckend. Die Kinder und Jugendlichen haben mit großer Selbstverständlichkeit die komplexen Choreografien dargeboten und sich auch angstfrei in vielen Metern Höhe bewegt. Das zeigt, dass sie das Projekt und auch den Tanz zu ihrer Sache gemacht haben. Es war für mich auch sehr schön zu sehen, dass viele Besucher zur Präsentation gekommen und sich anschließend die Ausstellung angesehen haben. Dass man dann noch bei einem leckeren Buffet mit anderen Gästen über das Stück oder andere Themen ins Gespräch kommen konnte, rundete den Sonntagnachmittag ab. 

Kinder und Trainer haben Lust, das Konzept zur Transformation aktueller Natur- und Umweltthemen in intuitiv-kreative Bewegung fortzusetzen. Welche Tipps geben Sie uns für mögliche Folgeprojekte?

M. Kessel: Das ist eine schwierige Frage, denn sie machen Ihre Sache schon ziemlich gut. Themenauswahl, Bündniszusammensetzung… das passt alles. Mir ist nur aufgefallen, dass Sie keine Jungen im Projekt dabeihatten. Das kann bei Tanzprojekten schon mal passieren, ist aber auf gar keinen Fall die Regel. Da würde ich an Ihrer Stelle überlegen, auf welchem Wege man Jungen interessieren und auch einbeziehen kann. Wir können auch gerne noch einmal darüber reden. Aber ansonsten kann ich nur wünschen, dass Sie Ihre engagierte Arbeit fortsetzen und ausbauen.

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