Nationalerbe-Bäume Deutschlands


Es gibt in Deutschland eine Reihe von Baumarten die 1000 Jahre und älter werden können. Zu diesen zählen unter anderen Linden, Eiben, Eichen und Lärchen. Jedoch gibt es laut der Initiative Nationalerbe-Bäume Deutschlands nur sehr wenige wirklich alte Bäume und wahrscheinlich keinen einzigen über 1000 Jahre alten Baum. Dies möchte Prof. Andreas Roloff, Baumbiologe an der TU Dresden nun mit der Initiative Nationalerbe-Bäume Deutschlands ändern. Die Initiative möchte die bestehenden ältesten Bäume erfassen um diese im Anschluß auch besser schützen und fachmännisch pflegen zu können. Das besondere dieser alten Bäume ist, dass sie allein schon als Einzelbäume unschätzbare Biotope sind.

Esche in Dreiskau-Muckern, Umfang 3,98 m (Leider als Nationalerbe Baum nicht geeignet, da die Esche nur 250 Jahre alt wird)

Eine Publikation aus dem Jahre 2019 aus England konnte zeigen die Eiche bis zu 2300 Arten als Lebensraum dienen kann. Darunter waren 38 Vogelarten, 229 Moose, 108 Pilze, 1178 Wirbellosen, 716 Flechten und 31 Säugetieren (326 dieser Arten kommen nur auf Eichen vor). Mit zunehmenden Baumalter steigt auch die Wertigkeit des Biotops im Sinne von zunehmender Arten- und Individuenanzahl. Wie schlecht es z.B. um Alte Eichen in Deutschland steht zeigt der Vergleich mit England. Eine Inventur unter den alten englischen Eichen welche 2017 unter anderem vom Woodlantrust veröffentlicht wurde ergab, daß es in England mit 3400 Exemplaren mehr alte Eichen als in Kontinentaleuropa gab (1260 in Schweden, um die 120 in Deutschland und 300 in Rumänien). Von den 3400 Eichen waren etwa 85% zwischen 400 und 600 Jahre, etwa 12% 600 bis 800 Jahre und 3,4 % (n = 117) 800 bis 1000 Jahre alt. Bei dieser Inventur kamen 1200 bis dahin nicht bekannte alte Eichen dazu.

Die Initiative Nationalerbe-Bäume Deutschlands hat sich nun zum Ziel gesetzt in den nächsten Jahren 100 Bäume in das Nationalerbe aufzunehmen. Bisher wurden 7 Bäume registriert:

  1. Alte Ulme in Gültiz (Landkreis Prignitz, Brandenburg) Baumart: Flatterulme Höhe: 22 m Umfang: 10,07 m Alter: 400-500 Jahre

2. Berg-Ahorn im Hirschpark Hamburg Baumart: Berg-Ahorn Höhe: 22 m Umfang: 5,55 m Alter: 270 Jahre

3. „Käppeles-Linde“ in Hochmössingen( Landkreis Rottweil, Baden-Würtenberg): Baumart: Winterlinde Höhe: 18 m Umfang: 7,90 m Alter: ca. 600 Jahre

4. Ginkgo im Schlosspark Jahnishausen (Landkreis Meißen, Sachsen) Baumart: Gingko Höhe: 25 m Umfang: 5,15 m Alter: ca. 210 Jahre

5. „1000-jährige“ Stiel-Eiche in Nagel bei Küps (Landkreis Kronach, Sachsen) Baumart: Stieleiche Höhe: 28 m Umfang: 9,7 m Alter: ca. 600 Jahre

6. Eibe in Flintbek bei Kiel (Kreis Rendsburg-Eckernförde, Schleswig-Holstein) Baumart: Eibe Höhe: 10 m Umfang: 3,93 m Alter: 600-800 Jahre

7. “Dicke Linde” Heede/Emsland (Niedersachsen) Baumart: Sommerlinde Höhe: 24 m Umfang: 17,50 m Alter: 600-800 Jahre

Buche in Winchelsea, East Sussex, England

Die Voraussetzung für eine Aufnahme in die National-Erbe Bäume Liste ist
ein Stammumfang von mindestens 400 cm (in etwa 1,3m Stammhöhe gemessen), ein Alter von möglichst über 400 Jahren und außerdem sollte der Baum frei zugänglich sein. Bäume die diese Voraussetzungen erfüllen können unter: info@nationalerbe-baeume.de gemeldet werden. Im Anschluß erfolgt eine Prüfung vor Ort im Verlauf.

Wir möchten nun gemeinsam mit Euch, in Anlehnung an das Nationalerbe-Bäume Projekt, in Leipzig, Landkreis Leipzig und Nordsachsen nach solchen Alt- bzw. Biotobäumen suchen (Umfang > 4m in 1,3 cm Stammhöhe). Über eine Meldung von passenden Bäume (bitte mit Bild, Standort und GPS Daten) würden wir uns unter natur@uferleben.de freuen. Wir haben schonmal rings um und in Dreiskau-Muckern umgeschaut. Der dickste Baum ist eine Esche auf einer Koppel in Dreiskau mit einem Umfang von 3,98 m. Eschen werden aber leider nur 300 Jahre alt und sind deshalb für die Nationalerbeliste geeignet. Die dickste Eiche stand in der Göselaue zwischen Dreiskau-Muckern und Pötzschau. Diese Eiche ist also unser Nationalerbe-Baum in spe (Bild siehe oben). Bei 1,8 bis 2 cm Umfangzuwachs pro Jahr ist es schon in 25 Jahren, also 2045, so weit.

Vermessung einer kapitalen Eiche in der Göselaue zwischen Dreiskau-Muckern und Pötzschau. Durchmesser 3,50 m also ein Nationalerbe baum in spe.

Die Baumsuche macht wirklich großen Spass und man entwickelt dabei ein gutes Gefühl dafür was ein wirklich großer Baum ist und wie wenig es eigentlich nur noch von diesen gibt. Gerade der Winter ist durch das fehlende Laub eine gute Jahreszeit für eine solche Baumsuche. Auch für Kinder ist die Suche ein großer Spass und man benötigt nur ein Maßband und ein Telefon zur Foto- und Standortdokumentation. Beispielhaft noch eine Baum-Meldung die wir am 29.11.2020 an die Initiative geschickt haben. Es handelt sich um die 1000 Jährige Linde auf dem Friedhof in Colm in der Gemeinde Wermsdorf in Nordsachsen.

1000 Jährige Linde auf dem Friedhof in Colm in der Gemeinde Wermsdorf in Nordsachsen

Sie hat eine Höhe von 18 m und einen Umfang von 11 m. Wir bekamen am selben Abend noch Rückmeldung von Prof. Dr. Roloff und erfuhren, dass die Linde schon bereits zweimal gemeldet wurde und dass sie große Chancen hat in das Erbe aufgenommen zu werden. Nach dem Motto: Man kann nur schützen was man kennt bitten wir euch um rege Beteiligung und zahlreiche Rückmeldungen.

Giant Sequoia, Umfang 5 m, Petworth-Park, West-Sussex, England