MDR-Beiträge 19.10.2021 in Radio und Fernsehen
Quintessenz der MDR-Beiträge
Bürgermeisterin Dr. Gabriela Lantzsch signalisiert, dass alle Entscheidungsgewalt beim zugehörigen Gremium Gemeinderat liegt. Planungsgrundlage sind Braunkohle- und Regionalpläne (1990er/2000er Jahre). Den detaillierten UferLeben-Einwänden räumt sie in ihrem Interview keinerlei Berechtigung ein. Stattdessen seinen die Entscheidungen auch durch Bürger in einen Projektbeirat legitimiert und die Planung wurde angepasst. Dass diese Punkte so nicht ganz stimmen, davon berichtet die UferLeben-Stellungnahme zur Empfehlung des Projektbeirates. Ebenso die Darstellung, man könne immer alles ’neu‘ diskutieren, ist nicht richtig. Bürger erheben seit 2016 Einspruch gegen die Überdimensionierung der geplanten Maßnahmen ‚Östlich Grunaer Bucht‘.
SEB-Betriebsleiter Peter Böhmer stimmt dagegen ganz andere Töne an, er möchte Natur und Mensch und Inklusion zusammendenken. Er sieht im Gegensatz zur Bürgermeisterin durchaus viele Gedanken von UferLeben berechtigt und möchte einen gemeinsamen Weg finden.
UferLeben begrüßt das Inklusionsprojekt prinzipiell. Für UferLeben besteht jedoch in dem Gesamtpaket (Strandbad, Wassersportzentrum, Inklusionsbetrieb) und der unmittelbar damit in Verbindung stehenden Zerstörung mehrerer wertvoller Biotope ein inakzeptables Dilemma zu Ungunsten von Natur-/Landschaftsschutz und Erholung.
Externe Kommentare
Der MDR- Beitrag besticht durch eine klare Bildsprache. Auf der einen Seite die Schönheit und Kraft der natürlichen Uferlandschaft, als Symbol des Lebens. Auf der anderen Seite ein monströser Schreibtisch als Symbol für einen Machtanspruch, der es nicht zulässt, dass falsche und unter völlig anderen Voraussetzungen getroffene Entscheidungen kritisch auf den Prüfstand gestellt werden. Heute kann es eben nicht mehr darum gehen Investitionsvorhaben in vorhandene Naturräume „einzubetten“ . Vielmehr muss der, der investieren möchte und ein Bedürfnis nach Nähe zur Natur hat, die Schaffung neuer natürlicher Lebensräume in seinen Planungen berücksichtigen. Zeitgemäße Planung muss zwingend mit einem Zugewinn an Biotopstrukturen verbunden werden. Anders kann man den schockierenden Abwärtstrend in Sachen Biodiversität nicht stoppen.
Gunter Winkler (Umweltschützer, erfolgreicher ‚Holzberg-Aktivist‘, Bürgerinitiative Böhlitz)
Status quo – ‚Östlich Grunaer Bucht‘
Die Gefahr: Überdimensionierung und Übernutzung werden den natürlichen Charakter zerstören
Überambitionierte Vorhabenplanung mit überdimensionierten Vorgaben aus Rathaus und Ämtern, Planung in Büros und Beschlüsse im Gemeinderat – doch wer von diesen Entscheidungsträgern ist tatsächlich in den betroffenen Naturzonen unterwegs?
Am Schreibtisch und Planbrett fällt es leicht, Asphaltstraßen durch Wiesen zu ziehen, Eidechsenhabitate in Parkplätze zu wandeln und hunderte Meter Schilfgürtel durch Badestrand zu ersetzen.
Einen ganz anderen Bezug bekommt man direkt vor Ort, zumindest wenn man Natur nur im geringsten etwas abgewinnen kann. Dies wurde auch deutlich als sich der MDR mit UferLeben in die Schmerzzonen des Entwicklungsprojektes ‚Östlich Grunaer Bucht‘ begab.
Schmerzzone Ufer: naturschutzrechtlich geschützter Schilfzug soll Strandbad und Wassersportzentrum weichen
Schmerzzone Wiesen- und Buschbiotope: Öffnung für den motorisierten Individualverkehr
Schmerzone tertiäre Sande: Eidechsen-Habitat wird zum Parkplatz
Fazit
- Die Erschließungsmaßnahmen für das Gesamtpaket aus Strandbad, Wassersportzentrum und Inklusionsprojekt sowie Besucheraufkommen zu Tausenden werden verschiedene wertvolle Biotope im Naturareal ‚Östlich Grunaer Bucht‘ zerstören. Die aktuell hohe biologische Wertigkeit wird deutlich sinken.
- Die Bürgermeisterin sieht die prognostizierten naturzerstörerischen Maßnahmen ausreichend legitimiert, Naturverluste sollen durch baurechtlich übliche Ausgleichsmaßnahmen kompensiert werden. Vom Gemeinderat hat bisher keine substantielle Abwägung der Umweltbelange stattgefunden.
- Der SEB signalisiert, insbesondere den Naturwert des Areals ‚Östlich Grunaer Bucht‘ für Mensch und Inklusion nutzen zu wollen.
- NEU: Bisher war die Vorstellung (alte DRK-Vorhabenplanung), dass der Inklusionsbetreiber auch das Strandbad betreibt. Diese Verknüpfung wurde mit dem Wechsel zum SEB als Betreiberkandidat nunmehr gelöst. Die Komponenten müssen daher jetzt getrennt voneinander betrachtet werden. Was auch sinnvoll erscheint, da die Zerstörung der Biotope hauptsächlich in Zusammenhang mit dem Strandbad, Wassersportzentrum sowie zugehörigen Verkehrs- und Parkierungssystemen stattfindet.
- … to be continued