„Wir protest-TIEREN“ – steht auf einem übergroßen gelben Schild im Naturschutzformat mit dem ein Lämmerpaar das Rathaus Großpösna betritt. Es ist der letzte Tag des vierwöchigen Zeitraumes für die frühe öffentliche Beteiligung zum Bebauungsplanentwurf ‚Östlich Grunaer Bucht‘ und auch Tiere wollen ihre Position einbringen.
Die Gemeinde Großpösna und die beteiligten Investoren aus der Stadt Leipzig stehen seit Jahren in der öffentlichen Kritik wegen der geplanten Eingriffe in wertvolle Biotope.
Das Lämmerpaar, welches jetzt stellvertretend für alle Tiere am See Einsicht in die Planungsunterlagen nehmen möchte, ist wohl das bekannteste Lämmerpaar der Region – Die RADUGAS. Die Lämmer überwinden Rathaustreppen und Fahrstuhl, warten brav im Vorzimmer des Bürgermeisters bis Daniel Strobel persönlich und mit einem Schmunzeln im Gesicht die Lämmer in den engen Kellerraum voller Akten begleitet.
„Die am meisten betroffenen Lebewesen im Areal ‚Östlich Grunaer Bucht‘, die Tiere, können die Pläne der Gemeinde Großpösna nicht lesen und können somit auch keinen Einfluss auf die Planung nehmen.“, stellt Janko Lehmann von der Künstlergruppe Die RADUGAS fest. „Das wollten wir mit der Lämmer-Aktion im Rathaus Großpösna verdeutlichen.“
Unter dem zweiten Lammkopf verbirgt sich der Sekreturius der Geheimen Welt von Turisede, alias Melvin Haack, Liedermacher und Quatscherfinder. „Bezüglich des bestehenden Dilämmers wünschen wir uns von Links aus einen Tierrechtsruck in der Region und postulieren: Ja, wir schafen das!“, zeigt sich Haack hoffnungsvoll.
Um das Anliegen für alle menschlichen Entscheidungsträger im Rathaus Großpösna noch verständlicher zu machen, bedienen sich die Lämmer einem Interpreten, der in Großpösna durchaus viele Verehrer findet:
„Halte durch wenn’s irgendwie geht. Bist doch ’ne kluge Frau. Bist doch ein erfahrener Planet. Wir machen dich zur Sau.“
Gerhard ‚Gundi‘ Gundermann
Vor mittlerweile über dreißig Jahren, nämlich bereits 1988, richtete ‚Gundi‘ seinen Song ‚Halte durch‘ das erste Mal an unseren Planet Erde. Das ist sehr lange her und wo stehen wir heute? 1997 gab er auch ein Konzert im Tagebau Espenhain, just in jenem Störmthaler See, wo heute Menschen planen, ein erfolgreich renaturiertes Stückchen Erde wieder ‚zur Sau zu machen‘. So kehrt in diesen Tagen neben den Tieren auch der Geist von Gundermann zurück nach Großpösna.
Die Aktionskunst ‚Dilämma im Rathaus Großpösna‘ ergab sich spontan aus dem diesjährigen Sommerferienprojekt des Natur- & Umweltzirkus NAUMZI. Beide Künstler, Lehmann und Haack, hatten sich am Vortag bei einer Abendveranstaltung kennengelernt und das diesjährige NAUMZI-Thema ‚Biotop- und Artenschutz‘ als Inspiration für die Aktion genommen. Man darf gespannt sein, wie die Gemeinde Großpösna mit dem tierischen Format der Stellungnahme umgeht, ob sie das Bebauungsplanverfahren fortsetzt oder gegebenenfalls angesichts der vorgetragenen Bedenken die Planung geändert wird.