SEB-Brandbrief an Sächsische Ministerien und ein Lösungsvorschlag von UferLeben

Was ist das Problem? – Der Freistaat Sachsen muss sparen und streicht ggf. ein Teil der Mittel für die äußere Erschließung im Planungsareal Östlich Grunaer Bucht.

Leipziger Zeitung 19.05.2025 Inklusiver Campingplatz am Störmthaler See auf der Kippe: UferLeben plädiert im Offenen Brief für Magdeborner Halbinsel

MDR 11.05.2025 Störmthaler See: Inklusiver Campingplatz für 33 Millionen vor dem Aus?

LVZ 01.05.2025 Neuer Campingplatz am Störmthaler See kostete Millionen – Initiatoren warnen vor teurem Scheitern

LVZ 17.04.2025 Gestrichene Mittel: Neuer Vorzeige-Campingplatz am Störmthaler See droht zu scheitern

UferLeben’s kostenreduzierender Vorschlag an Staatsminister Piwarz – Sächsische Staatsministerium der Finanzen
nachrichtlich: StM Panter (SMWA), StM Köpping (SMS), StM Klepsch (SMKT), StM Kraushaar (SMIL), CDU Sachsen, SPD Sachsen, Die Linke Sachsen, Bündnis 90/Die Grünen Sachsen, Prof. Cramer (OBA), Dipl.-Ing. Sablotny (LMBV), Herr Böhmer (SEB), OBM Jung (Stadt Leipzig), BM Strobel (Gemeinde Großpösna)

Sehr geehrter Herr Staatsminister Piwarz,
sehr geehrte Damen und Herren,
seit 2017 verfolgen wir als ortsansässiger Verein die Vorhabenplanung für das Gebiet östlich der Grunaer Bucht am Störmthaler See in der Gemeinde Großpösna. Über die kürzlichen Berichte in der Leipziger Volkszeitung und im MDR haben wir von einem Finanzkonflikt und dem möglichen Aus des Inklusionsvorhabens des Städtischen Eigenbetriebes Behindertenhilfe Leipzig (SEB) erfahren (1-3). Diese Beiträge lassen den Eindruck entstehen, dass die Umsetzung des Projekts allein aufgrund fehlender Mittelfreigabe durch den Freistaat Sachsen gefährdet sei.

Wir als Verein UferLeben befürworten das Projekt inhaltlich prinzipiell und haben daher bereits frühzeitig auf die infrastrukturellen und naturschutzfachlichen Herausforderungen im Areal östlich der Grunaer Bucht hingewiesen (4). In Anbetracht des aktuellen Finanzkonfliktes möchten wir nun die Gelegenheit nutzen, um Sie auf eine Alternative hinzuweisen, die dazu beitragen könnte, die Realisierung des Vorhabens ohne zusätzliche Forderungen an den Freistaat Sachsen zu ermöglichen. Zudem möchten wir auf weitere Unwägbarkeiten aufmerksam machen, die eine Umsetzung des Projekts im Areal östlich der Grunaer Bucht unabhängig von dem Finanzierungsaspekt gefährden
könnten.

Alternativstandort Magdeborner Halbinsel
Eine Verlagerung des Vorhabens auf die Magdeborner Halbinsel würde die bauliche Umsetzung erheblich erleichtern, die Kosten senken und durch Synergien mit bereits ansässigen Akteuren weitere Vorteile bieten. Die Halbinsel liegt in unmittelbarer Nähe zum aktuellen Planungsstandort und ist bereits verkehrstechnisch, inkl. ÖPNV-Anbindung sowie mit allen notwendigen Medien erschlossen (5). Im Gegensatz dazu ist das Areal östlich der Grunaer Bucht bis auf einen Radweg unerschlossen. Die ausgeprägte Uferböschung machen eine barrierefreie Erschließung besonders herausfordernd und kostenintensiv.

Obwohl die Magdeborner Halbinsel mit hohem Aufwand und Mitteln der Tagebausanierung für Freizeit- und Erholungsnutzung hergerichtet wurde, fehlen für große Flächenanteile noch langfristige Nutzungskonzepte.

Im Osten der Halbinsel ist ein Ferienressort mit Hafenanlage, Ferienwohnungen und Gastronomie etabliert, ein weiteres ist im Norden geplant. Zentrale, westliche und südliche Bereiche sind bislang weitgehend ungenutzt – hier ließe sich das inhaltliche Konzept des Inklusionsvorhabens wie geplant umsetzen. Bereits vorhandene barrierefreie Zugänge zum Strand, Hafen und Gastronomie erleichtern den Ausbau erheblich. Diese Synergien mit den anderen Akteuren auf der Halbinsel könnten vielfältiger genutzt werden als im Areal östlich der Grunaer Bucht. Ein erster Kontakt zum nördlichen
Betreiber zeigt Offenheit für eine Kooperation und gemeinsame Entwicklung.

Naturschutzfachliche und bauplanerische Unwägbarkeiten
Entgegen der Aussage, dass „das Stadt-Umland-Projekt von allen Ebenen gewollt sei“, äußern Anwohner und Naturschutzverbände seit Jahren Kritik an der Planung für das Areal östlich der Grunaer Bucht (6-8).

Selbst für die untere Naturschutzbehörde als ein wesentlicher Träger öffentlicher Belange bestanden im finalen Entwurf zum Bebauungsplan noch viele Bedenken. Diese Auffassung teilen die vor Ort beteiligten Umweltverbände und haben das im Rahmen ihrer Stellungnahmen im Beteiligungsprozess bereits zum Ausdruck gebracht. Es besteht Bereitschaft, diese gemeinsame Rechtsauffassung durch die Gerichte überprüfen zu lassen. Letztendlich wurden mehr als zwanzig Einwände von der uNB und den Naturschutzakteuren im Abwägungsprozess als „nicht berücksichtigt“ oder nur „teilweise berücksichtigt“ quittiert. Der Bebauungsplan wurde im Mai 2024 vom Gemeinderat Großpösna beschlossen, ist jedoch noch nicht rechtskräftig veröffentlicht. Daher sind weitere Verzögerungen bei der Umsetzung zu erwarten, die unter bestimmten Bedingungen das Projekt inhaltlich oder zeitlich unmöglich machen könnten.

In Anbetracht dieser Punkte betrachten wir die vermeintlich unzureichende Förderung durch den Freistaat Sachsen keinesfalls als K.-o.-Kriterium. Vielmehr bietet sich jetzt die Chance, eine vorteilhaftere Lösung zu finden. SEB und die Stadt Leipzig sind mit der Alternative seit 2021 vertraut. Eine Diskussion zum Alternativstandort lief damals im Stadtrat Leipzig aus formalen Gründen ins Leere (9), könnte nun aber unter den aktuellen Gesichtspunkten nochmal aufgenommen werden. Die Ausgaben der Stadt Leipzig für die bereits erworbene Fläche wären keinesfalls frustriert; sie
können als Ausgleichsflächen für Baumaßnahmen der Stadt Leipzig genutzt werden. Die Uferzone östlich der Grunaer Bucht könnte aufgrund ihrer außergewöhnlichen Biotop- und Artenvielfalt als Naturschutzgebiet ausgewiesen werden – der Naturschutzbund (NABU) hat bereits die Schutzwürdigkeit großer Anteile des Areals bestätigt (10). Hier könnte modellhaft eine Symbiose aus Naturschutz und Erholung neu entwickelt werden.

Wir sind zuversichtlich, dass die aufgeführten Argumente mit Ihrer Unterstützung die Umsetzung des
SEB-Inklusionsvorhabens auch in der aktuell angespannten Situation ermöglichen könnten. Damit
würden sowohl soziale, ökonomische als auch ökologische Aspekte optimal berücksichtigt, was
letztlich allen Beteiligten zugutekommt.
Mit freundlichen Grüßen

Der Vorstand des UferLeben e.V.

Dreiskau-Muckern 17.05.2025

  1. Gestrichene Mittel: Neuer Vorzeige-Campingplatz am Störmthaler See droht zu scheitern (Leipziger Volkszeitung 17.04.2025)
  2. Neuer Campingplatz am Störmthaler See kostete Millionen – Initiatoren warnen vor teurem Scheitern (Leipziger Volkszeitung 01.05.2025)
  3. Störmthaler See: Inklusiver Campingplatz für 33 Millionen vor dem Aus? (MDR 11.05.2025)
  4. Grüne und UferLeben-Verein gegen Flächenversiegelung am Störmthaler See (Leipziger Volkszeitung 06.03.2020)
  5. Nördliche Magdeborner Halbinsel wird bis Mitte März neu erschlossen (Leipziger Volkszeitung 15.02.2018)
  6. MDR-Sachsenspiegel 19.10.2021
  7. Störmthaler See: Landesverbände von NABU und BUND lehnen Großpösnas B- Planvorentwurf ab (Leipziger Zeitung 05.10.2022)
  8. Enttäuschung bei Naturschützern: Bebauungsplan öffnet „Östlich Grunaer Bucht“ für Kraftverkehr (Leipziger Zeitung 15.06.2024)
  9. Der Stadtrat tagte: Grundsatzdebatte zum SEB-Inklusionsprojekt am Störmthaler See abgelehnt (Leipziger Zeitung 19.10.2021)
  10. Stellungnahme zum Vorentwurf des B-Plans „Östlich Grunaer Bucht“ vom 22.07.2022, NABU LV Sachsen