UferLeben e.V. hatte für den 11.3.2019 in das Café im Pfarrhaus nach Störmthal zur Diskussions- und Informationsveranstaltung „ARTENSCHUTZ KONKRET – INSEKTEN RETTEN“ eingeladen. Der Abend wurde von den Vortragenden Frank Meisel, Mitglied des ehrenamtlichen Naturschutzdienstes in Mittelsachsen und Fachgutachter des Büros „hochfrequent“, Wolfram Günther, Fraktionsvorsitzendem und naturschutzpolitischem Sprecher der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Sächsischen Landtag und UferLeben e.V. gestaltet. Seit 1989 ist die Biomasse an Fluginsekten in ausgesuchten deutschen Naturschutzgebieten um 75 % zurückgegangen. Als Hauptursachen des Rückganges werden Veränderungen und auch der Verlust von Lebensräumen angenommen. Im Speziellen wird die industrielle Landwirtschaft mit dem massiven Einsatz von synthetischen Pestiziden als ein Hauptfaktor für das dramatische Insektensterben vermutet.
Eine Änderung in dieser Abwärtsspirale können wir als BürgerInnen z.B. durch ein gezieltes Einkaufsverhalten im Sinne ökologisch erzeugter Lebensmittel erreichen. Weiterhin müssen wir versuchen, unser persönliches Umfeld insektenfreundlicher bzw. naturnäher zu gestallten. Inwieweit ist ein blühender Garten erstrebenswerter als ein pflegeleichter Rasen? Inwiefern investieren Landwirte in Blühstreifen? Wie wird die Vielzahl öffentlicher Flächen genutzt, um Refugien für Insekten zu schaffen oder ist auch hier der Pflegeaufwand ausschlaggebend, sich gegen Grün und für Asphalt zu entscheiden? Im Großen muss die Politik der Landwirtschaft mehr finanzielle Anreize für Naturschutz fördernde Maßnahmen (Blühsteifen, Anlage von Hecken etc.) schaffen. Als ein wichtiges politisches Mittel der Zivilgesellschaft wurden an diesem Abend auch drei Petitionen aus dem Bereich Naturschutz durch die jeweiligen Initiatoren vorgestellt. Diese machten Mut, dass mit viel Courage und ehrenamtlichem Bürgerengagement Bewegung in Naturschutzfragen kommt.
Mit „Was krabbelt, hüpft und fliegt denn da?“ initiiert Uferleben ein kleines Bürgerwissenschaft- Projekt zur Artenerfassung rund um den Störmthaler See. Interessante oder unbekannte Tiere und Pflanzen sollen dabei von BürgerInnen, die sich in der Region um den See bewegen, fotografisch festgehalten werden. Die Bilder mit Standortdaten können dann an natur@uferleben.de geschickt werden. Die Arten werden im Anschluss bestimmt und auf www.uferleben.de veröffentlicht. Die Region rund um den Störmthaler See ist eine wertvolle Insel in einer Agrarwüste und Lebensraum für eine mannigfaltige Flora und Fauna, wie z.B. Eidechsen und seltene Vogelarten wie Uferschwalbe, Braun- und Schwarzkehlchen, Steinschmätzer, Feldlerche, Schwarz- und Rotmilan, um nur einige zu nennen. Helfen Sie mit, weitere interessante Lebewesen zu entdecken und dieses Habitat zu schützen!
Das mit 47 Personen bis auf den letzten Platz gefüllte Café und die auf die Vorträge folgende lebendige Diskussion verbildlichte das breite öffentliche Interesse und die Brisanz des Themas.
Einige BesucherInnnen verließen die Veranstaltung enttäuscht, weil erwartet wurde, mehr über den See und über Auswirkungen der touristischen Entwicklung zu diskutieren. Hier stellen sich bspw. Fragen der Müllproblematik. Solche konkret wichtigen Anliegen verstellen nachvollziehbarerweise den Blick für Themen des Naturschutzes. Es sind wertvollen Rückmeldungen, die zeigen, wie wichtig es ist, BürgerInnen der Gemeinde in die weiteren touristischen Entwicklungen am See mit offenem Ohr und Verständnis einzubeziehen.
Stephan Schürer