„Das, was wir uns erhofft haben, ist nicht eingetreten.“ (SZ 24.07.2020)

In der Sächsischen Zeitung vom 24. Juli 2020 erschien ein Artikel über die mögliche Wiederbelebung vom Braunkohleabbau bedrohten Pödelwitz. Der Artikel gibt Hoffnung auf den Erhalt des Dorfes, da infolge des beschlossenen Kohleausstieges die Braunkohle unter dem Ort voraussichtlich nicht mehr benötigt wird. Der Artikel von Birgit Zimmermann zeigt interessante Parallelen zu Dreiskau-Muckern, welches vor ca. 30 Jahren in gleicher Weise von der Abbaggerung bedroht war. In dem Artikel wird deutlich, welche Erwartungen und Hoffnungen aber auch Enttäuschungen mit den Zugezogenen verbunden sind.

Ähnlich wie heute Jens Hausner von der Initiative ‚Pro Pödelwitz‘ kämpften damals Anfang der 90er Jahre wenige Dreiskau-Muckerer für den Erhalt ihrer Höfe und des Ortes. Einer von ihnen Andreas Möbius, Inhaber einer KFZ-Werkstatt in Muckern und heutiger Gemeinderatsvertreter, äußert sich nunmehr enttäuscht in diesem Artikel über die Entwicklung in Dreiskau-Muckern.

SZ: „Das, was wir uns erhofft haben, ist nicht eingetreten.“ sagt der 60-Jährige. Nur etwa zehn Prozent der alten Dreiskau-Muckerer hielten durch oder kamen zurück, der große Rest kam neu dazu. „Es sind Bürger aus der großen Stadt zugezogen, die gestalten das Dorf nach ihren Vorstellungen.“

Leider lässt der Artikel von Birgit Zimmermann keinen Platz dafür, was Andreas Möbius im Detail damit meint – die nicht eingetretenen Hoffnungen und die Gestaltungen der Bürger aus der großen Stadt. Ebenso fehlt die Perspektive der Zugezogenen. Dabei wäre gerade die Gegenüberstellung der Erwartungen und Hoffnungen der alten Dreiskau-Muckerer zu denen der Zugezogenen interessant gewesen, insbesondere wenn man die perspektivische Wiederbelebung in Pödelwitz damit in Verbindung bringt.

So erwartet auch Jens Hausner von der Initiative ‚Pro Pödelwitz‘: „Für uns ist es wichtig, dass neue Leute kommen und sich integrieren. Wir waren eine ziemlich familiäre Dorfgemeinschaft und wären froh, wenn es nach einer Wiederbelebung so bleibt“. Das formuliert eine klare Erwartungshaltung an die Neuankömmlinge. Viele oder zumindest einige werden voraussichtlich auch wie damals in Dreiskau-Muckern ‚aus der großen Stadt‘ kommen. Bei einigen wird sich der Tatendrang auf ihren neuen, alten Hof begrenzen. Andere werden über ihren Gartenzaun hinaus versuchen, die Zukunft von Pödelwitz mit zu gestalten.

Sicher können Zugezogene die alten Freundschaften nicht ersetzen und die schönen oder auch teils schweren Erinnerungen an die alten Zeiten der Braunkohledörfer nicht teilen. Betrachtet man die aktuelle Situation in Dreiskau-Muckern objektiv, gibt es jedoch ein sehr lebendiges und gemeinschaftliches Dorfleben. Dies bestätigt sich auch durch die externe Wahrnehmung von Besuchern und Medien.

Letztendlich regt der SZ-Artikel und die darin zitierten Stimmen dazu an, das Thema in unserem eigenen Interesse und der perspektivisch wiederbelebbaren Braunkohledörfer etwas zu vertiefen … Wäre ggf. ein Thema für den Ortschaftsrat Dreiskau-Muckern oder ein gemeinsames Bier am Lagerfeuer …