„Die Natur ist die Attraktion“

Behandlung der Petition „Andere Wege am Störmthaler See gehen – Kein Wegebau für KfZ“

Rede der Petenten in der Gemeinderatssitzung am 15.02.2021:

Warum haben wir diese Petition initiiert?

Weil wir uns Sorgen machen um die Entwicklung am Störmthaler See und weil wir zeigen wollen, dass wir mit unseren Sorgen nicht allein sind, sondern dass viele Menschen, die zur Naherholung an den See kommen diese Sorgen teilen.

Wir haben momentan am Südufer des Störmthaler Sees sehr gute Bedingungen. Kaum zu glauben, was hier in den wenigen Jahren nach Schließung des Tagebaus Espenhain für eine wunderschöne Landschaft entstanden ist. Das Gebiet ist attraktiv für Erholungssuchende und bedarf keinerlei Erschließung.

Wir brauchen hier keine touristischen Attraktionen, die Natur ist die Attraktion.

Hier kann man unbesorgt spazieren, Rad fahren, baden, die Natur beobachten. Der Erholungswert ist sehr hoch. Das schätzen vor allem Leipziger, welche an schönen Tagen zu Hunderten hier herkommen und sich an eben diesen Gegebenheiten erfreuen. Das allerschönste ist, hier gibt es keinen Verkehr. Hier ist einfach mal Ruhe.

Lassen sie mich ein Stück in die Zukunft schauen.

Was ist der Mehrwert für die Einwohner der umliegenden Gemeinden sowie der vielen Leipziger Besucher, der knapp 5000 Unterstützer der Petition und vor allem für die Natur?

Ein Campingplatz mit bis zu 400 Stellplätzen, das heißt 1000 Gästen oder mehr. Dazu kommt ein bewachter Zentralstrand für 350 – 1000 Gäste. Bei Vollbelegung werden hier rund 2000 Menschen vor Ort sein. Des Weiteren ist ein universitäres Wassersportzentrum am Strand geplant.

Diese Orte sollen mit dem öffentlichen Nahverkehr und natürlich auch mit dem Individualverkehr erreichbar sein. Ein entsprechend großer Parkplatz muss daher gebaut werden.

Das Leben in unserer Heimat wird sich damit grundlegend verändern. Das heißt, die Lebensqualität am See wird sich massiv verschlechtern.

Mit der Ruhe ist es dann vorbei, in Ufernähe werden Autos fahren, der Campingplatz muss ebenso angefahren werden. Der Lebensraum für viele, zum Teil streng geschützte Pflanzen und Tiere, wäre stark gefährdet.

Ein Mehrwert ist deshalb für mich nicht zu erkennen. Das heißt, es wird für viel Steuergeld ein schlechterer Zustand geschaffen. Das ist in meinen Augen sehr unvernünftig.

Und das in Zeiten klammer Kassen, knapper Ressourcen, sinkender Artenvielfalt, Verschwinden von natürlichen Lebensräumen und massiver Klimaveränderung.

Das alles beginnt mit dem Bau von Straßen, welche unweigerlich Verkehr anziehen werden.

Deshalb richtet sich unsere Petition gegen den Wegebau für Kfz.

Desgleichen möchte ich nicht als Neinsager auftreten, sondern mich aktiv in den begonnenen Gestaltungsprozess einbringen.

Ich finde die jetzige Bürgerbeteiligung für die Gestaltung des Störmthaler Südufers als unzureichend. Es handelt sich hier um solch einen massiven Eingriff in unser Lebensumfeld, dass die Wünsche und Bedürfnisse der direkt betroffenen Anwohner größere Berücksichtigung finden müssen.

Ich könnte mir vorstellen, dass alle interessierten Bürgerinnen und Bürger in Form von Workshops die Möglichkeit zur Mitgestaltung bekommen sollten, und zwar ergebnisoffen. Die Bürger sollen das echte Gefühl haben, wirklich mitgenommen zu werden. Daraus könnte ein sehr konstruktiver Synergieeffekt entstehen, wenn die Bürger und die Verwaltung miteinander arbeiten und nicht gegeneinander. Das wäre in meinen Augen gelebte Demokratie.

Bitte ignorieren Sie die Sorgen Ihrer Bürgerinnen und Bürger nicht! Nehmen Sie die Stimmen der UnterzeichnerInnen ernst! Diskutieren Sie mit uns auf Augenhöhe! Verschließen Sie sich nicht für andere Wege! Wir können gemeinsam zeigen, dass wir verstanden haben was die Bedürfnisse von Erholungsuchenden aus Nah und Fern sind, welchen Beitrag wir leisten können für Klima- und Naturschutz. Wir könnten zeigen, dass wir etwas Besonderes erhalten, statt das Gleiche zu schaffen wie an den meisten anderen Seen im Leipziger Neuseenland. Das ist es, was wir mit unserer Petition erreichen wollen!

Christian Hansel

(i.V. einer Bürgerinitiative aus Dreiskau-Muckern)