Im Landkreis Leipzig wird seit September 2020 an einem integrierten Klimaschutzkonzept (IKK) gearbeitet. Zum 01.11.2020 wurde ein Klimaschutzmanagement in der Stabsstelle des Landrates Wirtschaftsförderung / Kreisentwicklung eingerichtet: „Dies verfolgt das Ziel, alle Lebens- und Arbeitsbereiche im Landkreis so zu gestalten, dass sie nicht negativ auf das Klima wirken bzw. resilient gegen negative Wirkungen von Klimaextremen sind.„
UferLeben hat im Landratsamt nachgefragt: Wie ist der aktuelle Stand?
Falko Haak, der neu eingesetzte Klimaschutzmanager des Landkreis Leipzig, erläutert was 2021/2022 geplant ist:
- Analyse der aktuellen Energie- und THG-Bilanz (THG – Treibhausgas)
- Potentialanalyse
- Szenarien
- Erstellung eines Maßnahmenkataloges
In umfangreichen Recherchen werden dabei diverse Handlungsfelder beleuchtet:
- Beschaffungswesen
- erneuerbare Energien
- Abwasser
- eigene Liegenschaften
- Mobilität
- IT-Infrastruktur.
Das Klimaschutzmanagement ist dabei auf konkrete Zuarbeiten von allen einzelnen Kommunen des Landkreises Leipzig angewiesen.
Alle Teilnehmenden des Eiffelturm-Spaziergang am 05. März 2021 begrüßten die Einrichtung des Klimamanagements ausdrücklich. Es wurde jedoch auch deutlich, dass zusätzliche Handlungsfelder wie der Erhalt und die Mehrung von natürlichen Klimaschutzfunktionen (CO2-Bindern, Artenvielfalt/Biodiversität) sowie klimafreundliches Bauen Beachtung finden sollten.
In Anbetracht des Umfanges der Aufgaben wird schnell klar, das Programm ist durch eine einzelne Person im Landkreis wohl kaum zu bewältigen.
Zum Vergleich, das Gesundheitsamt des Landkreises Leipzig zählt normalerweise 40-50 Mitarbeiter (LVZ 19.12.2020 – ‚Gesundheitsamt im Landkreis Leipzig am Anschlag‚), zur Corona-Pandemie sind mehr als hundert allein mit den Folgen der Pandemie beschäftigt.
Eine einzelner Klimaschutzmanager in der Klimakrise, ja Klimanotstand, ist mehr als inkonsequent – viele Menschen würden das auch als Zynismus akzeptieren.
Aktuell, bleibt nur auf ein klimaverantwortliches Grundverständnis in den einzelnen Kommunalverwaltungen mit der Aktivierung entsprechender Ressourcen zu hoffen.
Deshalb setzt Falko Haak auf das Potential der ‚Schwarmintelligenz‘. Die Theorie der Schwarmintelligenz besagt, dass Organismengruppen durch relativ einfache, positive und negative Rückkoppelungen ihr Verhalten koordinieren, bei der Erfüllung komplexer Aufgaben kooperieren und dabei koordiniert für einzelne Aufgaben zusammenarbeiten. Analoge Entscheidungsstrukturen werden auch bei der Zusammenarbeit menschlicher Gruppen gefunden.
So könnte interne und externe Expertise im Sinne einer kollektiven Intelligenz die überbordende Anforderung an dieses Einpersonenamt ‚Klimaschutzmanagement‘ zumindest in der Startphase unterstützen. Mittel-langfristig muss analog zur Aufstockung des Gesundheitsamtes in der Corona-Pandemie, die personellen Kapazitäten für das Klima- und Umweltschutzmanagement ausgebaut werden. Nur mit ausreichenden Ressourcen wird der Landkreis Leipzig den Anforderungen der Klimakrise gerecht werden können. Und immerhin entwickelt sich Klima- und Umweltschutz zu einem wirtschaftlicher Faktor, der zukünftig mehr an Bedeutung erfahren wird – auch dieses Potential sollte nicht außer Acht gelassen werden. Und dafür ist die Zugehörigkeit in der Stabsstelle Wirtschaftsförderung und Kreisentwicklung genau richtig angesiedelt.