Pilotstudie zur Verteilung von Röhrichtbeständen am Störmthaler See

Eine Citizen-Science-Studie unter Beteiligung von UferLeben Störmthaler See e.V. und der NABU-Ortsgruppe Störmthaler See/Göselland

Hintergrund

Röhrichte gehören aufgrund vielfältiger wertvoller Funktionen für die Seeökologie zu den besonders geschützten Biotopen nach § 30 BNatSchG und § 21 SächsNatSchG. Die Röhrichtbestände am Störmthaler See sind aufgrund des jungen Alters des Sees noch dynamisch, jedoch fehlen verlässliche Daten zum aktuellen Röhrichtbestand. Im Rahmen von touristischen Entwicklungsmaßnahmen würde die Rodung von nicht unerheblichen Röhrichtabschnitten erforderlich. Daher ist es bedeutsam, eine Ersterhebung der Röhrichtbestände am See vorzunehmen. Die Ergebnisse der Pilotstudie geben erstmals Informationen zur Verteilung von Röhrichtvorkommen am Störmthaler See und können als Planungsgrundlage für eine genauere Quantifizierung dienen. Letztendlich soll eine Prognose zur Entwicklung der Röhrichtbestände und eine Einschätzung der Bedeutung der durch die geplanten Entwicklungsmaßnahmen bedrohten Röhrichtvorkommen abgeleitet werden.

Ergebnisse

Abbildung 1: Ergebnisse der ersten semiquantitativen Röhricht-Bestandserhebung am Störmtahler See 2021. ‚Üppige‘ Röhrichte > 2/3 der Uferabschnitte (grün durchgezogene Linie), ‚moderate‘ Bestände 1/3 bis 2/3 der Uferzone (grün, gestrichelte Linie), ‚sporadischer‘ Bestand < 1/3 der Uferzone (grün gepunktet), touristisch genutzte Zonen (rot), Uferzonensicherung durch Versteinung (grau)

Es gibt 3 Abschnitte mit üppigem Röhrichtbestand. Der längste zusammenhängende Abschnitt befindet sich im Bereich ‚Östlich Grunaer Bucht‘ (1,4 km), weitere üppige Vorkommen weisen das Nordufer der Seezirkumferenz (600 m) und das östliche Ufer der Insel (1,0 km) auf. Moderate Röhrichtbestände befinden sich im Bereich der anderen Inselbereiche, am Güldengossaer Ufer (2 km) sowie an kürzen Uferabschnitten der Magdeborner Halbinsel. Der überwiegende Anteil der Seezirkumferenz (>50%) weist keine substantiellen Röhrichtbestände auf. Da diese Abschnitte größtenteils touristisch genutzt werden, zur Ufersicherung versteint wurde oder aus anderen Gründen eine Röhricht-ungeeignete Grundlage aufweisen, sind hier auch prognostisch keine funktionell relevanten Röhrichtbestände zu erwarten.

Fazit

Üppige Röhrichtbestände sind aktuell nur an ca. 10 % der Uferabschnitte des Störmthaler See zu finden. Der bedeutsamste Röhrichtbestand im Bereich ‚Östlich Grunaer Bucht‘ ist durch ein großes touristisches Entwicklungsvorhaben (Strandbad/Natursportzentrum) der Gemeinde Großpösna gefährdet. Die Ergebnisse dieser Piloterhebung sind aus naturschutzrechtlicher Sicht zu reevaluieren und einzuordnen. Das ist insbesondere von Bedeutung, da im Rahmen des naturschutzrechtlichen Verschlechterungsverbots für Natur und Umwelt, die aktuell laufenden Planungsmaßnahmen anzupassen wären.

Methode

Abbildung 2: Routen zur Bestandserhebung und Fotodokumentation von Röhricht

Citizen-Science-Ansatz mit Anwohnern, Kindern und Jugendlichen. Visuell und fotobasierte Erhebung aus zwei landseitigen und zwei seeseitigen Perspektivrouten. Erhebungszeitraum 03.10. bis 10.11.2021. Es wurden Uferabschnitte der gesamten Seezirkumferenz und der Insel hinsichtlich vorhandener Röhrichtbestände erfasst und durch mehr als 400 Fotoaufnahmen dokumentiert. Die Auswertung erfolgte semiquantitativ, indem für sequentielle Uferabschnitte ‚kein‘, ‚sporadischer‘ (< 1/3 der Uferzone), ‚moderater‘ (1/3 bis 2/3 der Uferzone) oder ‚üppiger‘ (> 2/3 der Uferzone) Röhrichtbestand dokumentiert wurde.

03.10.2021 Kanutour entlang des Schilfzuges ‚Östlich Grunaer Bucht‘ (Foto Nr. DSC04074-04166). 24.10.2021 Fahrradtour Magdeborner Halbinsel – Grunaer Bucht – östlich Grunaer Bucht – Störmthaler und Güldengossaer Ufer (Foto Nr. DSC04292-04465). 26.10.2021 Fahrradtour Westufer – Südzipfel – Magdeborner Halbinsel (Foto Nr. DSC04466-04535). 10.11.2021 Kanutour Insel – Güldengossaer Ufer – Nordufer – Deponie-Ufer – Magdeborner Halbinsel – östlich Gruner Bucht (Foto Nr. DSC04852-05000)

Semiquantitative Auswertung

Abbildung 3: Zuordnung der Beispiele zur semiquantitativen Auswertung der Röhrichtbestände