Gesundheitsförderliche Tourismuspolitik

Die aktuellen Ergebnisse der AOK-Familienstudie (ZEIT-Online vom 02. Juli 2018) verdeutlichen erneut die gesundheitsförderlichen Effekte körperlicher Aktivität. Gleichzeitig zeigt die Studie jedoch auch einen Bewegungsmangel bei deutschen Erwachsen und Kindern auf. Neben Medienkonsum und Stressfaktoren wie Zeitmangel, körperliche Belastungen, partnerschaflichen Probleme wurden erstmals auch die infrastrukturellen Voraussetzungen der Kommunen analysiert. Kinder, die in einem bewegungsattraktiven Wohnumfeld leben, bewegen sich im Schnitt deutlich mehr als Kinder, die diese Bedingungen nicht vorfinden. Aus den Studienergebnissen wurden folgende Handlungsempfehlungen abgeleitet:

  • Nutzen Sie für sich jede Bewegungsmöglichkeit im Alltag.
  • Legen Sie Wege zu Fuß oder mit dem Fahrrad gemeinsam mit Ihren Kindern zurück.
  • Achtern Sie auf ausreichend Bewegungsmöglichkeiten für Ihr Kind.

UferLeben sieht diese Empfehlungen auch in den touristischen Zusammenhang übertragbar. Bei mehreren Gelegenheiten haben wir uns bereits gegen den übertriebenen Bequemlichkeitskomfort der touristischen Erschließung ausgesprochen (ÖPNV-Online-Bürgerbeteiligung, Gespräche mit Gemeinde, Regionaler Planungsverband Sachsen, Leipzig Tourismus und Marketing GmbH).

Bezugnehmend auf den Studienergebnissen der AOK-Familienstudie möchte UferLeben eine gesundheitsförderliche Tourismuspolitik im Leipziger Neuseenland anregen. Attraktive Natur- und Erlebnisareale, insbesondere die Uferzonen der Seen sollten:

  • als motivierende Ziele für aktive Fortbewegung (spazieren, wandern, radfahren, reiten, wasserwadern) genutzt werden.
  • naturnah und nachhaltig erschlossen werden.
  • autofrei bleiben, d.h. mehr Erholung durch mehr Ruhe und freies Naturerleben, weniger Stress durch Verkehrslärm, Abgase und Unfallgefahr.

Bei der fortschreitenden touristischen Erschließung am Störmthaler See fällt bedauerlicherweise immer mehr potentielle Erholung- und Naturerlebnisfläche der motorisierten Bequemlichkeitskultur zum Opfer. Parkplätze für hunderte Autos sind an den attraktivsten Plätzen am See entstanden, z.B. Lagovida und an der Spitze der Magdeborner Halbinsel. Ziel ist es offensichtlich, den Besuchern den kürzesten bzw. bequemsten Weg zu den vermarktbaren touristischen Angeboten am Wasser zu ermöglichen. Anfahren, aussteigen, konsumieren, essen und Nutzung von motorisierten Happy Fun-Angeboten wie Motorboot, Jetski, Quad und Wasserdruckfliegen, einsteigen, abfahren – aktive Bewegung im Sinne einer gesundheitsförderlichen Wirkung findet dabei kaum statt. Die Planung weiterer Erschließungen, z.B. des Strandbades und Campingplatzes  östlich der Grunaer Bucht, sollte daher unter Beachtung bewegungs- und erholungsfördernde Aspekte neu überdacht werden.

Exponierter Ort am Störmthaler See fehlbesetzt durch einen betonreichen Parkplatz des Ferienresort Lagovida