Dunkler Wiesenknopf-Ameisenbläuling

Heute möchten wir euch die besondere Lebensgemeinschaft des in unserer Region heimischen Dunklen Wiesenknopf Ameisenbläuling vorstellen.

Dunkler Wiesenknopf Ameisenbläuling auf Großen Wiesenknopf auf geschützter Orchideenwiese am Oberholz 13.07.2019

Der Dunkle Wiesenknopf-Ameisenbläuling ist ein Tagfalter aus der Familie der Bläulinge. Die Art ist auf europäischer Ebene nach Anhang II und IV der FFH-Richtlinie streng geschützt. Die Besonderheit des Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläulings ist sein außergewöhnlicher Lebenszyklus. Der Fortbestand der Art ist obligat abhängig von zwei anderen Arten. Dabei handelt es sich zum Einen um den Großen Wiesenknopf, eine zu den Rosengewächsen gehörende bis 1,2 m hohe Pflanze, und zum Anderen um die Rote Knotenameise. Der Schmetterling benötigt den Großen Wiesenknopf als Nahrungsquelle, Ruhe-, Schlaf-, Paarungs- und Eiablagestätte. Die Eier legt das Weibchen tief zwischen den einzelnen Knospen des Blütenkopfes ab. Die Raupe ernährt sich zunächst von den Blüten der Pflanze und lässt sich nach der dritten Häutung zu Boden fallen. Am Boden angekommen wird die Raupe von den Roten Knotenameisen in deren Bau getragen. Hier überwintert die Raupe und ernährt sich von der Ameisenbrut. In dieser Zeit frisst die Raupe bis zu 600 Ameisenlarven. Im Sommer schlüpfen die Falter in der Nähe des Ausgangs des Ameisennestes.

Großer Wiesenknopf am Oberholzgraben

Dieser besondere Lebenszyklus ist gleichzeitig das Verhängnis der Art. Ohne Wiesenbiotope mit dem Großen Wiesenknopf und der Roten Knotenameise ist ein Fortbestand der Art nicht möglich. Die aktuelle industrielle Landwirtschaft, die Überdüngung der Wiesen, zu häufige Mahd bzw. Mahd zum falschen Zeitpunkt und der allgemeine Verlust von Wiesenbiotopen sind Faktoren die lokale Populationen gefährden bzw. auch auslöschen können. Dies liegt vor allem daran, dass der Dunkle Wiesenknopf-Ameisenbläuling als sehr standorttreu gilt.

Dunkler Wiesenknopf Ameisen-Bläuling am Oberholzgraben 03.08.2019
(leider etwas unscharf)

Schutzmaßnahmen:

  • keine Mahd oder Beweidung der Biotope von Anfang Juni bis Mitte September
  • Schutz und Ausweitung vorhandener Biotope
  • Neuerschaffung und Schutz vorhandener regionaler Grünzüge zur Vernetzung vorhandener Biotope und konsekutiver Ausbreitung lokaler Populationen

Anbei noch eine Karte mit lokalen Populationen des Großen-Wiesenknopfes ohne bisherige Bläuling Sichtung (roter Punkt) und mit den lokalen Populationen des Dunklen Wiesenknopf Ameisen-Bläulings (blauer Punkt). Dabei handelt es sich um Inseln in der sogenannten Agrarwüste. Die Flächen zwischen den Roten Punkten ergeben einen für die Region wichtigen Grünzug. Dieser verbindet zum einen das Oberholz über den Oberholzgraben, Hanggraben und alter Gösel mit den Biotopen des Störmthaler Sees und des Stöhnaher Beckens und im Endeffekt über den Markleeberger See auch mit dem Leipziger Auenwald. Nach Osten zieht dieser Grünzug bis an die Mulde. Durch eine Etablierung o.g. Mahd- bzw. Weideregime im Bereich dieses Grünzugs könnte es zu einer Ausbreitung der lokalen Schmetterlingspoulation kommen.

Aufruf zur Artenerfassung: Wir bitten um eine Zusendung von Standorten mit regionalen Großen Wiesenknopf Populationen (mit Bild und Koordinaten) unter naturbeobachtungen@uferleben.de

Bei Bestimmungsproblemen hilft die sehr gute und kostenlose App Flora Incognita.

Blauer Punkt: Populationen des Dunklen Wiesenknopf Ameisen-Bläulings
Roter Punkt: Population des Großen Wiesenknopfes ohne bisherige Sichtung des Bläulings

Literaturtip zum Thema: „Die Wiese – Lockruf in eine geheimnisvolle Welt“ von Jan Haft

In diesem Buch beschäftigt sich der bekannte Naturfilmer Jan Haft intensiv mit dem bedrohten Ökosystem der Wiese. Unter anderem widmet er sich der Überlebensstrategie des Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläulings.